Grammostola rosea mit Fragezeichen

Deine erste Vogelspinne - Was ich damals gerne gewusst hätte + 5 tolle Arten für den Einstieg

Du spielst mit dem Gedanken, dir deine erste Vogelspinne zuzulegen? 

Dann bist du hier goldrichtig - denn der Einstieg in die Welt der Vogelspinnen kann genauso faszinierend wie überfordernd sein. 

Vielleicht hast du schon einen klaren Favoriten im Blick und suchst einfach nur nach mehr Informationen - super! Oder du fühlst dich von der riesigen Auswahl und dem wilden Mix aus exotischen Namen, Farben und Bildern im Netz gerade ein bisschen erschlagen?

Genau dafür bin ich jetzt da! 🙂

Doch was bedeutet das eigentlich - anfängerfreundlich?

Ein Wort, so wichtig wie unklar. Denn nicht jede Vogelspinne ist automatisch ideal für den Einstieg - selbst wenn sie hübsch aussieht oder gerade besonders beliebt ist. 

Lass uns deshalb genauer hinschauen: Welche Merkmale sollte deine erste Spinne mitbringen, damit du als Einsteiger gut mit ihr zurechtkommst?

Gerade wenn du noch keine oder nur wenig Erfahrung mit diesen faszinierenden Tieren hast, können bestimmte Eigenschaften den Start enorm erleichtern. Auch Vogelspinnen haben ihren eigenen Charakter: Viele Arten teilen sich typische Verhaltensmuster, aber jedes Tier bleibt ein Individuum für sich. So wie nicht jeder Dackel gleich ist, entspricht eben auch nicht jede Spinne hundertprozentig ihrem Artenprofil.

Trotzdem gibt es Erfahrungswerte, die dir helfen, dich an grundlegenden Eigenschaften einer Art zu orientieren - und genau die schauen wir uns in diesem Beitrag an!

Vorweg einmal, keine Sorge: Vogelspinnen sind nie "böse". Sie handeln instinktiv - und genau damit sind sie seit Millionen Jahren erfolgreich. Was sie jedoch unterscheidet, ist ihr Verhalten bei Störungen, wie z. B. deinem Hantieren im Terrarium.

Für den Einstieg ist daher ein Tier mit eher ruhigem, gelassenem Temperament ideal.

📌 Schon gewusst?

Vogelspinnen gehören zu den ältesten Spinnengruppen der Erde! Ihre Familie, die Theraphosidae, existiert vermutlich seit über 100 Millionen Jahren, dabei hat sich ihre Grundstruktur seither kaum verändert. Das macht sie zu wahren Überlebenskünstlern der Evolution: robust, angepasst und erstaunlich konstant in ihrem Körperbau.

1) Das Temperament

Nicht jeder Vogelspinne ist Gelassenheit in die Wiege gelegt worden - manche Arten bleiben deutlich cooler als andere, zeigen weniger Nervosität bei Erschütterungen, Bewegungen im Raum oder vorsichtigen Eingriffen im Terrarium.

Das bedeutet nicht, dass du deine Spinne ohne Weiteres anfassen kannst (oder solltest), aber bei ruhigen Arten musst du nicht damit rechnen, dass dein Tier bei der kleinsten Bewegung panisch flüchtet oder plötzlich in die Abwehrhaltung geht, nur weil du mit der Pinzette den Wassernapf austauschen möchtest. 

📌 Schon gewusst?

Die typische Abwehrhaltung einer Vogelspinne wird "Threatpose" genannt, also zu Deutsch: Drohstellung. Dabei richtet die Spinne ihre beiden vorderen Beinpaare hoch auf und erscheint so größer und bedrohlicher - gleichzeitig bekommst du einen eindrucksvollen Blick auf ihre Fangzähne, die Cheliceren. 

Einige Arten, etwa Vertreter der Gattung Theraphosa, können dank Reibung spezieller Borsten am Spinnenkörper ein zischendes Geräusch erzeugen, das die Drohgebärde begleitet, was als Stridulation bezeichnet wird. 

Wer nicht spätestens jetzt den Rückzug antritt, riskiert einen Biss - und den möchtest du auf jeden Fall vermeiden!

Vogelspinne Pterinochilus murinus OBT in der Drohstellung

Auch wenn du deine Spinne einmal umsetzen musst, z. B. beim Umzug in ein neues Terrarium, verheißt eine sanftere Art oft einen stressfreieren Verlauf. Sie bleiben ruhiger oder versuchen sich vergleichsweise unspektakulär zurückzuziehen, statt sofort die Konfrontation zu suchen.

Fazit für den Einstieg

Es empfiehlt sich ein Tier mit entspannter Attitüde - also eine Art, die defensiv zurückhaltend, konfliktscheu und nicht übermäßig schreckhaft ist. Das hilft dir enorm, Vertrauen und Routine in den Umgang zu entwickeln und sorgt für einen entspannteren Start in dein neues Hobby!

2) Robustheit und Haltungsbedingungen

Wer an Vogelspinnen denkt, hat wahrscheinlich sofort tropisches Feeling im Kopf: Hitze, Sonne, hohe Luftfeuchtigkeit. Und tatsächlich: Schaut man sich die Herkunftsländer vieler Arten an, scheinen diese Vorstellungen gar nicht so falsch. In Nicaragua z. B. herrschen im Jahresdurchschnitt Temperaturen von rund 27 Grad bei Luftfeuchtigkeitswerten zwischen 70 und 90 %; abhängig von Region und Jahreszeit. Und dann gibt es ja noch Trocken- und Regenzeiten und monsunartige Niederschläge... Klingt erstmal kompliziert oder?

Aber genau hier möchte ich dir ganz gezielt die Panik nehmen!

JA! Haltungsparameter sind wichtig! Und du solltest dir keinesfalls leichtfertig ein Tier zulegen, ohne sicherzustellen, dass du seine Grundbedürfnisse dauerhaft abdecken kannst. Aber die gute Nachricht ist: Viele Arten sind extrem anpassungsfähig. Sie benötigen kein High-End-Equipment, um gesund und artgerecht gehalten zu werden. Du musst auch kein Elektriker-Meister sein, um die benötigte Technik zu durchblicken.

Wie sieht das in der Praxis aus?

Den Großteil meiner Tiere halte ich bei ganz normaler Raumtemperatur - in meinem Arbeits- und Terrarienzimmer sind das zwischen 22 und 25 Grad, mit natürlichen Schwankungen durch Tageszeit und Außentemperatur. Es laufen ein paar Leuchten, davon einige ohne Wattstärke zur reinen Beleuchtung, dazu Wärmelampen oder Heizröhren mit etwa 24 bis 36 Watt - das reicht. 

💧 Und was ist mit der Luftfeuchtigkeit?

Viele Händler schreiben auf ihren Verkaufsseiten Werte dazu, die für das entsprechende Tier optimal sind - dem möchte ich auch gar nicht widersprechen (Tipps für den praktischen Umgang mit solchen Werten findest du in der Tabelle weiter unten!⬇️ ). 

Aber ich messe die Luftfeuchtigkeit in der Regel gar nicht. Ich habe zwar ein Hygrometer zur Sicherheit, aber ehrlich gesagt orientiere ich mich fast ausschließlich am Bodensubstrat - und fahre damit richtig gut! 

Manche Arten mögen es lieber trocken, andere eher feucht, wieder andere bevorzugen einen Übergang von feucht zu trocken, z. B. von der Rück- zur Vorderseite des Terrariums. Du siehst an der Farbe des Substrats ziemlich gut, wie der Feuchtigkeitsgehalt aussieht: Dunkler = feuchter, heller = trockener. 

Gieße also lieber punktuell nach, statt ständig großflächig zu befeuchten!

💡 Tipp: Für den Einstieg kannst du ruhig ein einfaches Hygrometer verwenden, um ein Gefühl für Bedingungen zu bekommen. Aber du musst dich nicht stressen; weder dich noch dein Tier. Permanente Kontrolle und hektisches "Nachregeln" führen oft zu mehr Problemen als Nutzen!

Vielleicht hilft es dir ja auch, deine Terrarienhaltung in diese drei Zonen zu unterteilen, je nachdem, wie viel Feuchtigkeit das jeweilige Tier braucht: trocken, halb-trocken oder feucht. 

Natürlich handelt es sich hier nicht um starre Regeln, sondern um Erfahrungswerte, welche Prozentangaben für ein Tier in etwa welches Mileu erfordern. An diesen Hinweisen kannst du dich fürs erste ganz gut orientieren:

Haltungstyp Ca.-LF (%) Substratbeschreibung
Trocken 50-65% Substrat fast komplett trocken, evtl. leicht feucht in tieferen Schichten. Keine stehende Nässe.
Halb-trocken 65-75% Mittlerer Feuchtigkeitsgrad. Obere Schicht oft trocken, darunter etwas feuchter, gerne auch mit einem feuchteren Spot (z. B. um den Wassernapf herum durch "Überlaufen" lassen).
Feucht 75-90% Deutlich feuchteres Substrat, besonders im unteren Bereich. Gute Belüftung ist hier doppelt entscheidend! Keine Staunässe und auch kein Sumpf!


⚠️ Weniger ist oft mehr - aber nicht gleich nachlässig!

Das soll kein Aufruf zur Nachlässigkeit sein! Nichts liegt mir ferner als einen zu lockeren Umgang mit Verantwortung auf Kosten eines Tieres zu propagieren. Als verantwortungsvoller Halter willst du das natürliche Habitat möglichst gut nachempfinden und dieser Gedanke ist absolut richtig so! 

Ich will damit nur sagen; du musst weder eine tropische Regenkammer bauen, noch dich anderweitig überschlagen, um alles richtig zu machen. Die meisten Arten gedeihen auch dann hervorragend, wenn du ihnen lediglich ein stabiles, ruhiges Mikroklima mit Rückzugsmöglichkeiten bietest. Dazu ist kein künstlich konstanter Wert auf die Kommastelle genau vonnöten! 

🌡️ Die häufig unterschätzte Gefahrenquelle: Überhitzung

Zu starke Wärmequellen (und dazu gehört auch die direkte Sonneneinstrahlung!) können sogar gefährlich werden: Die Hitze staut sich im Terrarium, die Spinne versucht sich dann meist in kühlere Bodenschichten zurückzuziehen, wo sie irgendwann keine ausreichende Kühlung mehr findet.

Besonders kritisch wird das, wenn sich sogar noch unter dem Terrarium eine Heizmatte oder ähnliches befindet. Wärme sollte daher immer von oben oder von hinten kommen, wie eine Lampe über oder eine Heizmatte hinter dem Terrarium. 

Vergiss eines nicht: Ja, in den natürlichen Herkunftsgebieten vieler Vogelspinnen herrschen teils sehr hohe Außentemperaturen - gutes Stichwort: Außen! Um der intensiven Hitze zu entgehen, graben sich viele Arten bis zu einem Meter tief in den Boden, andere Berichte geben sogar noch tiefere Gänge an.

In diesen erdig-lehmigen Höhlengängen liegen die Temperaturen dann meist nur noch bei rund 21-24 Grad.

Dieses Verhalten wirst du auch im Terrarium beobachten können: Viele Spinnen suchen sich zu bestimmten Tageszeiten bewusst die wärmsten Spots im Terrarium, "sonnen" dort eine Weile, nur um sich anschließend wieder in kühlere Lagen zurückzuziehen.

Was heißt das für dich?

Es ist nicht notwendig (oder kann sogar schädlich sein), das gesamte Terrarium dauerhaft auf hohe Temperaturen zu bringen. Anders als in der freien Natur kann sich deine Spinne im Terrarium nur bedingt aus dem Temperaturbereich "herausgraben" - eine Überwärmung lässt sich daher schlechter ausgleichen. 

Wenn du also mit Wärmetechnik arbeitest, achte unbedingt darauf, dass Wattstärke und Distanz zum Terrarium stimmen und prüfe vor dem Einzug der Spinne die Temperaturbereiche innen am höchsten und am niedrigsten Punkt zu verschiedenen Tageszeiten. So kannst du sicher sein, dass es zu keiner übertriebenen Wärmeentwicklung kommt und dein Terrarium zur tödlichen Falle für die Spinne wird.

❄️ Und was ist mit Kälte?

Zu kalt sollte es aber natürlich auch nicht werden. Bei dauerhaft zu niedrigen Temperaturen (unter 20 Grad) verlangsamt sich der Stoffwechsel, Häutungen bleiben aus und Futter wird verweigert. Insgesamt wird das Tier anfälliger für Infektionen. 

Slings, also Jungtiere, können hier empfindlicher sein als adulte Tiere. 

📌 Schon gewusst?

Fresspausen können auch völlig normal und unbedenklich sein! Viele Arten, besonders adulte Weibchen, können ohne Probleme längere Fresspausen einlegen, ohne dass etwas nicht stimmt oder dass es ihnen schadet. Vor Häutungen stellen die meisten Tiere ohnehin das Fressen ein, je älter das Tier, desto länger können die Pausen ausfallen. Es gibt Berichte von Grammostola Weibchen, die über ein Jahr keine Nahrung mehr angenommen haben, ohne an Körpermasse zu verlieren.

💡 Tipp: Das Abdomen, also der Hinterleib deiner Spinne, gibt dir hier wertvolle Hinweise auf den Gesamtzustand deines Tieres: Ist es stark geschrumpft oder eingefallen, und das Tier frisst trotzdem nicht, ist eine Erkrankung oder ein Haltungsproblem (Ausnahme bilden hier adulte Männchen!) wahrscheinlich. Bei einem runden und prallen Abdomen besteht im Normalfall kein Grund zur Sorge - auch wenn das Tier nichts essen möchte!

Als grober Richtwert gilt: Das Abdomen sollte etwa 1-1,5 x die Größe des Carapax, der Kopfplatte, haben. Ist die Spinne deutlich dicker, erhöht sich die Verletzungsgefahr z. B. bei Stürzen.

Natürlich gibt es auch empfindlichere und anspruchsvollere Arten, die mit deiner Zimmertemperatur nicht gut zurechtkommen. Dazu gehören z. B. Poecilotheria oder Psalmopoeus (obwohl auch hier Berichte zu finden sind, dass die Tiere kühler gehalten prächtig gedeihen) sowie weitere tropische Bewohner mit besonders hohem Wärme- und Feuchtigkeitsanspruch. Solche Arten wären nicht unbedingt meine erste Empfehlung als Einsteigertier. 

➡️ Checkliste: Zu heiß? Zu kalt? Oder genau richtig?

⚠️ Wichtig: Die folgenden Punkte können Hinweise darauf sein, dass deine Spinne zu warm oder zu kalt gehalten wird. ABER: All diese Verhaltensweisen können auch ganz andere oder sogar ganz normale Ursachen haben.

Du wirst sehen, dass fast nichts pauschal behauptet werden kann - oftmals hilft nur der geschulte Blick, um den Ursprung eines Verhaltens sicher zu identifizieren. Dieser kommt mit den Monaten und Jahren wachsender Erfahrungen ganz automatisch. 

Wenn du dir unsicher bist: Hol dir Rat bei erfahrenen Haltern oder in einer Online Community deines Vertrauens!

❄️ Mögliche Anzeichen für zu kalte Haltung

Verhalten Mögliche Ursache Alternative Erklärung 
Sehr träge, auch nachts kaum aktiv Kälte bremst den Stoffwechsel und Bewegungsdrang Normales Verhalten in der prä-Häutungsphase! Viele Tiere zeigen dann ein stark eingeschränktes Bewegungsmuster und das ist auch gut so!
Frisst über längere Zeit nichts mehr, obwohl keine Häutung in Sicht ist Futter wird bei Kälte seltener angenommen Fresspausen können völlig normal und wichtig für die Spinne sein (Siehe Hinweisbox Fresspausen)
Häutungen lassen auf sich warten oder verlaufen problematisch Temperatur beeinflusst Häutungsfrequenz und Verlauf

Je älter die Spinne, desto länger die Häutungsintervalle. Die Häutungsfrequenz variiert stark zwischen den Arten; nicht immer handelt es sich also um eine ungewöhnlich lange Häutungspause.

 

Außerdem: Häutungsfehler können auch durch zu trockene Haltung entstehen oder ohne beeinflussbaren Grund auftreten - Nicht immer trägt man Schuld!

Krabbelt häufig in wärmere Bereiche wie unter Lampen oder auf Heatspots Sucht gezielt Wärmequellen auf Viele Tiere liebes es einfach sich zu "sonnen"

 

🔥 Mögliche Anzeichen für zu warme Haltung

Verhalten Mögliche Ursache  Alternativerklärung
Versteckt sich dauerhaft, gräbt sich tief ein Will der Hitze entkommen Viele Spinnen halten sich grundsätzlich die meiste Zeit in ihren Röhren auf
Hektisches Umherlaufen im Terrarium (auch tagsüber) Stress durch Überhitzung

Eine neue Einrichtung, neues Terrarium, andere kurzzeitige Stressoren oder Entwicklungsstand (adulte Männchen) können dieses Verhalten auslösen.

Wenn es anhält unbedingt Temperatur, Feuchtigkeit und ggf. auf umherwandernde Futtertiere oder Parasiten prüfen.

Hält sich ausschließlich im feuchtesten Bereich auf Sucht Ausgleich zur Austrocknung Tiere suchen manchmal einfach bevorzugt leicht feuchte Stellen - auch ohne Überhitzung
Klebt platt an der Scheibe oder zeigt ungewöhnliche Körperhaltung Hitzestress oder Austrocknung

An der Scheibe sitzen kann ohne bedenkliche Auslöser an der Tagesordnung sein, Tiere zeigen manchmal auch beim Reinigen ihrer Beinchen eine seltsame Körperhaltung. 

⚠️ Achte hier unbedingt auf die sogenannte "Death Curl": Dabei ziehen sich die Beine der Spinne deutlich unter den Körper - das kann ein sehr ernstes Warnsignal sein!

 

Manchmal ist das Tier schlicht dehydriert, z. B. nach einer anstrengenden Häutung oder durch zu geringe Luftfeuchte. In solchen Fällen kannst du tatsächlich meistens noch das Leben deiner Spinne retten, wenn du rechtzeitig handelst.

🆘 Erste Hilfe bei möglicher Austrocknung

Zeigt sich deine Spinne in einem apathischen Stadium, bewegt sich - wenn überhaupt noch - sehr ungewöhnlich und zeigt typische Symptome wie die "Death Curl" kannst du versuchen vorsichtig ein paar Tropfen Wasser direkt vor - aber nicht auf - die Spinne zu geben.

Drückt sie ihr Mundfeld nach unten, um das Wasser aufzunehmen, ist das ein gutes Zeichen und ein Hinweis darauf, dass ihr tatsächlich bloß Flüssigkeit fehlt. Auch wenn die Tropfen sofort in den Untergrund einsickern, kann die Spinne daraus Flüssigkeit aufnehmen, gib bei Bedarf tröpfchenweise nach - bis die Spinne auch wirklich ihren Durst stillen konnte. 

Als absolute Notfallmaßnahme bei extrem geschwächten Tieren, die von sich aus keine Reaktionen mehr zeigen, kannst du das Tier auf ein gut durchfeuchtetes Küchenpapier in eine kleine Box mit ausreichend Lüftungslöchern setzen.

Ich hatte schon Tiere, die ich bereits für tot gehalten habe und die wenige Stunden später komplett erholt in der Box standen, als wäre nichts gewesen. Sie lebten von da an bis heute ganz normal weiter. 

💡 Tipp: Wenn du merkst, dass sich eine Häutung ankündigt, z. B. durch die charakteristische Verdunkelung des Abdomens, besonders gut bei Newworlds zu sehen, kannst du generell etwas häufiger für mehr Feuchtigkeit sorgen - aber nicht übertreiben!

In vielen Fällen kannst du auch einfach durch einen regelmäßig aufgefüllten Wassernapf einem Flüssigkeitsmangel vorbeugen. Viele Halter verzichten bei kleineren Spinnen darauf, da hier das Risiko besteht, dass sie ertrinken könnten. Stattdessen wird hier oft auf die Substratfeuchte oder gezieltes Sprühen gesetzt.

Ein Wassnapf ist kein absolutes Muss, gerade wenn du regelmäßig fütterst und auf eine passende Luftfeuchtigkeit achtest. Die Tiere nehmen Flüssigkeit hauptsächlich über die Nahrung auf oder "lecken" Tau und Tropfen im Terrarium ab.

Übrigens: Manche Arten spinnen so stark und viel, dass der Napf ohnehin unter vielen Lagen Spinnseide verschwindet und nicht mehr genutzt wird, andere Tiere buddeln ihren Wassernapf, kaum ist er mit frischem Wasser befüllt, mit Dreck und Erde zu, sodass er auch da zweckentfremdet wird. 

Fazit für den Einstieg

Bevorzuge Arten, die "Fehler" verzeihen. Setze auf robuste Arten, die Schwankungen tolerieren und sich zuverlässig weiterentwickeln. An ihrem Verhalten kannst du sehr gut erkennen, ob die Parameter passen - damit sind sie prima Lehrmeister für deinen Einstieg!

3) Sichtbarkeit und Fressverhalten

Wie präsent soll deine Spinne sein?

In deiner Vorrecherche hast du bestimmt schon gehört, dass es sich bei Vogelspinnen um reine Beobachtungstiere handelt - es wäre also schön, wenn du sie dann auch regelmäßig beobachten kannst, oder?

Zu bestaunen gibt es tatsächlich eine ganze Reihe spannender Verhaltensweisen: Vom Graben über das Einspinnen bis hin zum Jagen und Beutefang - wer Spinnen mag, bekommt einiges geboten. 

Für viele besonders aufregend: Das Fressen bzw. Füttern. Es ist nicht nur faszinierend anzusehen, sondern gibt dir auch Hinweise auf den Zustand deiner Spinne. Eine Spinne mit Appetit ist meistens auch eine gesunde Spinne (aber Achtung: Das ist kein Garant!).

Viele Halter beruhigt es außerdem, ihre Spinne fressen zu sehen, da sie Angst vor herumirrenden Futtertieren haben, die der Spinne entgangen sind. Das ist nicht ganz unbegründet - vor allem nicht rund um die Häutung.

📌 Schon gewusst?

Die Häutung ist für deine Spinne ein absoluter Kraftakt - Sie streift dabei nicht nur ihre äußere Haut ab, die du danach übrigens für die Geschlechtsbestimmung heranziehen kannst. Sie erneuert außerdem auch innere Strukturen, darunter Teile des Verdauungstrakts und der Atmungsorgane. Im Anschluss ist die Spinne extrem empfindlich, die neue Haut ist noch weich und sogar die Fangzähne müssen erst aushärten. In dieser Zeit solltest du so behutsam wie möglich agieren und mit größeren Aktionen, wie z. B. dem Füttern, abwarten. 

Vogelspinne während der Häutung

⚠️ Wie gefährlich sind Futtertiere während der Häutung wirklich?

In vielen Foren wird gewarnt: Futtertiere können während der Häutung zur extremen Gefahr für Spinnen werden. 

Grundlose Panikmache oder echtes Risiko?

Nun, die Bedenken sind keinesfalls aus der Luft gegriffen. Während der Häutung ist deine Spinne maximal wehrlos, sie liegt oft stundenlang auf dem Rücken und ist dabei völlig bewegungs- und handlungsunfähig. Direkt danach ist ihr Körper erst mal sehr fragil, verteidigen kann sie sich nicht. 

Ein umherlaufendes Futtertier kann in dieser sensiblen Phase enormen Stress auslösen und deiner Spinne großen Schaden zufügen - nicht nur durch direkte Angriffe, wenn das Heimchen den Spieß umdreht und beschließt deine Spinne zu snacken (was theoretisch aber auch passieren kann!). 

Die bloße Störung kann schon einen fatalen Verlauf auslösen. Wenn die Häutung schiefgeht, kann das für die Spinne sogar tödlich enden. Besonders tragisch: Die Tiere können in ihrer eigenen Haut steckenbleiben. Du kannst dann in den meisten Fällen nichts mehr für dein Tier tun und es verendet vor deinen hilflosen Augen. 

ABER: Es ist ebenfalls wichtig, nicht in Panik zu verfallen. Ich selbst hatte schon mehrfach Heimchen im Terrarium, während sich eine Spinne häutete - ohne Probleme.

Dass sich Futtertiere sofort auf die Spinne stürzen, ist ein Mythos!

Ein einziger verlustreicher Fall ereignete sich bei mir mit einem Mehlwurm, der sich über einen winzigen Spiderling hermachte. Allerdings kann ich nicht mit Sicherheit sagen, ob das Tier durch den Wurm-Angriff gestorben ist oder ob es schon tot war, bevor sich der Wurm daran bediente. 

💪 So gehst du sicher vor

Ich achte vor dem Füttern immer auf mögliche Anzeichen einer anstehenden Häutung. Gerade bei Newworlds, also Arten aus dem lateinamerikanischen Raum, die fast alle mit Brennhaaren ausgestattet sind, erkennt man die typische Verdunklung am Abdomen meist sehr gut. 

Wenn eine Spinne ihr Futter nicht direkt annimmt, lohnt es sich dennoch einen Tag zu warten. Vielleicht ist es deiner Spinne gerade einfach zu hektisch und wenn du sie ein wenig in Ruhe lässt, schnappt sie sich doch ihr Futtertier. Was länger im Terrarium verweilt, ohne gefangen zu werden, hole ich aber wieder heraus.

⚠️ Worst Case - Ein Futtertier im Häutungsfall! Wichtig ist, bleib ruhig! Kannst du das Futtertier schnell und diskret herausfangen? Super! Wenn nicht: Bitte nicht hektisch das Terrarium umgraben. Sonst stresst du deine Spinne mehr als das Futtertier. Bleib im besten Fall in der Nähe und schau gelegentlich, ob der Futtertier zum Problem werden könnte, Meistens wird aber sicher nichts passieren!

🤔 Wo ist meine Spinne eigentlich?

Gerade als neugieriger Einsteiger wünscht man sich selbstverständlich, das Tier regelmäßig zu sehen. Aber nicht alle Tiere sind gleichermaßen zeigefreudig und die meisten Arten, die sich später in ihrer ganzen Pracht selbstbewusst mitten im Terrarium zeigen, sind als Spiderlinge noch sehr schüchtern und unscheinbar unterwegs. Natürlich gibt es Ausnahmen! Aber rechne nicht damit, deinen Spiderling jederzeit zu Gesicht zu bekommen.

Es macht auch keinen Sinn, deinen Spiderling immer wieder auszugraben. Klar, dein Wunsch ist nachvollziehbar, du möchtest etwas von deinem Tier haben und natürlich auch checken, ob alles okay ist. Aber für dein Tier bedeutet das in der Regel nichts als Stress. Und das sorgsam angelegte Heim muss danach auch wieder aufwendig neu aufgebaut werden.

💡 Tipp: Sanfte Kontrolle

Wenn du dich vergewissern möchtest, dass es deinem Schützling gut geht, probiere es mal so: Oft haben die Kleinen ihre Gänge durch das gesamte Substrat bis ganz nach unten gegraben - die Chancen stehen gut, dass sie auch von außen irgendwo erkennen kannst. 

Hebe dazu die Aufzuchtbox vorsichtig an und leuchte mit einer Taschenlampe von unten oder seitlich auf den Bodengrund. Vielleicht hast du Glück und entdeckst deine Spinne oder zumindest eindeutige Spuren von ihrer Aktivität. So kannst du dich beruhigen und eventuell einen Blick auf das Kleine werfen, ohne dabei deren Architektur zu zerstören.

Vogelspinnen Baby Brachypelma boehmei eingegraben unterhalb sichtbar

🐛 Unsichtbar, aber hungrig? So klappt die Fütterung bei verdeckt lebenden Spiderlingen!

Dass viele Spiderlinge sich zu Beginn kaum blicken lassen, hat nicht nur den Nachteil, dass du als Halter wenig von ihnen siehst - es erschwert auch die Kontrolle darüber, ob und wann dein Kleines gefressen hat. Häufig bleibt dir nur auf gut Glück ein Futtertier anzubieten - in der Hoffnung, dass dein Tier sich nicht gerade mitten in der Häutung befindet. 

Doch auch hier gilt: Mach dich nicht verrückt! Es gibt ein paar Hinweise, auf die du achten kannst, bevor du fütterst.

Eingraben & Verschwinden - was bedeutet das?

Ein gutes Beispiel sind aus meiner Erfahrung Vertreter vieler Tliltocatl-Arten: Diese tauchen sehr gerne nach dem Einsetzen in ein neues Terrarium oder eine Aufzuchtbox ab. Das einzige, was am nächsten Tag überhaupt noch darauf hinweist, dass das Zuhause bewohnt ist, ist Erde, die "aufgewühlt" aussieht - und irgendwie scheint generell alles, was ich so liebevoll eingerichtet habe, regelrecht über den Haufen geworfen. 

➡️ Hat sich dein Tier komplett verbarrikadiert, spricht vieles dafür, dass es aktuell nicht gestört und wahrscheinlich auch nicht gefüttert werden möchte.

Ist ein Eingang sichtbar? Dann kann uns das einige Infos geben!

Ist ein frei liegender Eingang eindeutig und gut erkennbar? Dann spricht das ich sage mal vorsichtig für ein aktives Tier und kann unter sorgfältiger Prüfung der Gesamtlage als grünes Licht für einen Fütterungsversuch gewertet werden. 

Leichter zu bewerten wird der Fall dann, wenn du z. B. bei anbrechender Dämmerung das kleine Spinnchen am Eingang lauern siehst - je nachdem sieht man nur die Füßchen, die vorne herausschauen. 

Aber: Diese Eingänge sind nicht unbedingt immer ganz eindeutig - ich habe selbst schon Tiere durch die Box huschen sehen, die sich scheinbar komplett unterirdisch eingemauert hatten. Ich konnte nicht mal erkennen, an welcher Stelle sie überhaupt nach oben gekommen sind.

🛑 Ist der Eingang sichtbar, aber zugesponnen, ist stattdessen eindeutig Geduld angesagt! Dein Tier braucht jetzt Zeit für sich und deine Aufgabe ist es, nichts zu tun als abzuwarten.

Das kann tatsächlich je nach Art und Alter des Tieres eine Weile dauern. Aber dafür erkennst du relativ gut, wann die Spinne wieder aktiv wird. Du wirst staunen, wenn der verschlossene Eingang von einem Tag auf den anderen wieder komplett freiliegt oder sogar eine abgestreifte Haut vor oder neben dem Eingang liegt - ein faszinierender Moment!

Und spätestens wenn sich deine Spinne dann in den folgenden Tagen stolz in seinem neuen Gewand präsentiert weißt du, das Warten hat sich mehr als gelohnt 😍

🤔 Und wann wieder Füttern?

Bei älteren Tieren gibt es sogar Empfehlungen, nach der Häutung noch bis zu 14 Tagen zu warten, bei Spiderlingen kannst du es auf jeden Fall früher wagen.

 Wenn du den Zeitpunkt der Häutung nicht mit Sicherheit bestimmen kannst, z. B. weil diese unterirdisch durchgeführt wurde, kann dir die Haut, sofern sie für dich verfügbar ist, denn nicht alle Tiere bringen die alte Haut nach oben, einen Hinweis darauf geben, wie viel Zeit bereits vergangen ist.

Eine ältere Haut wird "crispy", also sie trocknet aus, wird hart und brüchig. Dann kannst du eher davon ausgehen, dass die Häutung nicht mehr gar so frisch ist. 

Meine Erfahrung mit dem Füttern nach einer Häutung ist wieder mal relativ schlicht. Wenn ich mir sicher bin, dass das Tier ausgehärtet und tendenziell stabil ist, versuche ich mich an einer Fütterung. Meine Spinnen haben dann immer selbst entschieden, ob sie schon soweit sind oder ob sie noch ein bis zwei Tage warten möchten. 

💡 Tipp: Eine sehr niedliche Methode den Appetit deiner Vogelspinne anzutesten ist mit Wasser vorsichtig in die Nähe der Spinne zu spritzen - manche Tiere stürzen sich dann gierig auf den Wasserstrahl und "jagen" den Strahl regelrecht. Das sieht super süß aus und wenn du es damit nicht übertreibst, ist das auch kein Problem für deine Spinne. Klappt das, würde ich auf jeden Fall Futter anbieten, wenn nicht, kann es dennoch sein, dass deine Spinne hungrig ist - nicht alle Spinnen sind solche "Draufgänger" und der Wasserstrahl kann sie auch erschrecken.

Füttern für ganz Vorsichtige: Tote oder unschädlich gemachte Futtertiere anbieten?

Dir steht auch die Möglichkeit offen, ein frisch getötetes oder leicht angequetschtes Futtertier passender Größe, z. B. ein Heimchen, vor den Höhleneingang zu legen. 

Auch wenn es zahlreiche Halter gibt, die sagen das sei keine Option, da die Spinnen das nicht als Futter erkennen können, haben viele meiner Spiderlinge diese Angebote schon regelmäßig und zuverlässig angenommen und das Futter direkt vor meinen Augen ergriffen und in die Tiefe gezogen. Einen Versuch ist es also wert!

Fazit für den Einstieg

Viele Arten zeigen sich spätestens ab einer gewissen Größe erstaunlich offen und lassen sich gut und regelmäßig bestaunen, nehmen zuverlässig Futter an und ermöglichen dir faszinierende Einblicke in ihre Lebenweise. Die empfohlenen Einsteiger-Spinnen (siehe weiter unten) erfüllen diese Kriterien - und machen sowohl Einsteigern als auch erfahrenen Haltern gleichermaßen Freude 💖

4) Wachstum & Langlebigkeit

Verantwortung mit Geduld!

🤔 Langsames Wachstum - Fluch oder Segen?

Viele Vogelspinnen lassen sich wirklich ordentlich Zeit beim Wachsen - sechs Jahre oder mehr bis zur Adultreife sind keine Seltenheit!

Ob du das als Vor- oder Nachteil empfindest, liegt ganz bei dir. Für viele Einsteiger ist dieses gemächliche Tempo aber genau richtig: Sie brauchen die Zeit, um sich an ihr exotisches Haustier zu gewöhnen - emotional wie praktisch.

Denn nicht jeder startet angstfrei in dieses Hobby! Einige finden erst langsam den Zugang und fühlen sich wohler, wenn auch die Spinne langsam mit ihrer Erfahrung "mitwächst". Klingt komisch? Es gibt zahlreiche Halter, die sich aus einer Spinnenphobie zur Spinnenfanatiker entwickelt haben - so wie ich übrigens auch 😉

📌 Schon gewusst?

Viele Vogelspinnenhalter kamen aus einer richtigen Arachnophobie in das Hobby! Auch die Wissenschaft hat sich damit beschäftigt, wie aus einem Phobiker ein wahrer Spinnenfan werden kann und es wurden folgende Erklärungsansätze herausgearbeitet: Die kontrollierte Nähe zur Spinne im Terrarium und das angereicherte Wissen über die Tiere wandeln Angst in Faszination. Die Angst-Erfahrungen schrumpfen, die einst gefürchtete Spinne wird für viele zum Lieblingstier mit Therapieeffekt 

Das langsame Wachstum bringt nicht nur mehr Zeit für die Gewöhnung mit sich! Wer seine Spinne (fast) von Anfang an begleitet, lernt sein Tier viel intensiver kennen, lernt, wie sie tickt, was sie braucht und wie sie sich verhält. Viele Spinnen machen im Laufe ihrer Entwicklung nicht nur körperliche Sprünge, ihr ganzes Verhalten kann sich anpassen und ändern. Etwas, das es sich auf alle Fälle zu dokumentieren und beobachten lohnt!

Ich selbst habe fast alle meine Tiere als kleine Jungspinnen bekommen - es fühlt sich jedes Mal besonders an, sie durch all ihre Höhen und Tiefen der Aufzucht zu begleiten. Meine Lieblingsmomente: Wenn die Kleinen ihre Adultfärbung bekommen - jedes Mal aufs Neue magisch 😍

🤔 Spiderling oder adultes Tier - was passt besser zu dir?

Ob es für dich besser ist mit einer kleinen Spinne, einem Spiderling oder juvenilen Tier oder direkt mit einem subadulten/ adulten Tier zu starten, hängt von mehreren Faktoren ab: Deine Erwartung, Geduld und dein Selbstvertrauen.

Spiderlinge sind günstiger in der Anschaffung (im Vergleich zu einem älteren Tier der gleichen Art, unterschiedliche Arten haben eine enorme Streuung, was den Kaufpreis betrifft), du bist von Beginn an "an ihrer Seite" - was dich deinem Tier wahrscheinlich emotional näherbringt und du bekommst dabei auch noch ein besseres Gespür für die Entwicklungsphasen und Eigenheiten deiner Art. 

Gleichzeitig sind Spiderlinge aber auch meist etwas empfindlicher und noch weniger tolerant gegenüber Haltungsfehlern als ältere Tiere, viele Spiderlinge leben sehr verdeckt und du wirst vielleicht nicht sehr viel von ihnen sehen und du brauchst in den meisten Fällen richtig viel Geduld, bis die "fertige" Vogelspinne dann endlich bei dir im Terrarium sitzt. 

Ältere oder erwachsene Tiere sind meist robuster, zeigefreudiger und lassen sich sicherer und leichter als Männchen oder Weibchen bestimmen - das ist vor allem hinsichtlich der Lebenserwartung unter Umständen ein wichtiger Faktor für dich. Sie sind jedoch teurer und du verpasst spannende Entwicklungsphasen. 

📌 Schon gewusst?

Was heißt eigentlich FH? Hier ein kurzer Exkurs: Die aktuelle Größe der Vogelspinne wird meist in "FH" angegeben: Das steht für Fresshaut. Die erste Häutung, ab der die junge Spinne eigenständig frisst, ist der Startpunkt der 1. FH, mit jeder weiteren Häutung kommt eine FH mehr dazu, also 2. FH, 3. FH usw. bis irgendwann zur Einheit KL für Körperlänge oder BL für Body Lenght übergegangen wird, meistens ab 1-1,5 cm, das variiert aber von Händler zu Händler. Vor der ersten FH ernähren sich die frisch geschlüpften Tiere noch vom Dottersack, weshalb sie liebevoll und treffend Eggs with Legs genannt werden. Spiderlinge ab der 3.- 4. FH gelten als weitgehend stabil und genau in diesem Stadium werden sie meistens auch erst angeboten.

Junge Vogelspinne in der 3. Fresshaut

 

😔 Das Leben und Leiden der adulten Männchen 

Vielleicht hast du schon mitbekommen, dass weibliche Vogelspinnen unter den Haltern oft beliebter und begehrter sind. Wer ein bestimmtes Tier erwerben möchte, also ein Tier, bei dem das Geschlecht bereits festgestellt werden konnte, zahlt für ein Weibchen meist deutlich mehr als für ein Männchen. 

Woran liegt das?

Männchen haben nach ihrer Adulthäutung in der Regel keine lange Lebenserwartung mehr, während Weibchen je nach Art noch 10, 15 oder sogar 20 Jahre und länger weiterleben können. Bei Männchen kann man hingegen mit wenigen Monaten bis ein oder zwei Jahren rechnen. 

Außerdem kann die Art und Weise, wie die Männchen ihre verbleibende Zeit verbringen, für viele Halter deprimierend sein. Die Tiere häuten sich (im Vergleich zu adulten Weibchen) normalerweise nicht mehr, womit nicht nur das Wachstum stoppt, sondern auch die Regeneration entfällt und sich der Zustand nun verschlechtert. Mit der Adulthäutung beginnt für die Männchen eine Lebensphase, in der Reproduktion zur einzigen Priorität wird.

Jeder, der schon mal ein adultes Männchen zuhause hatte weiß, was das in der Praxis bedeutet: rastloses Umherwanden auf der ewig währenden Suche nach einem paarungswilligen Weibchen, Futterverweigerung und damit einhergehender körperlicher Verfall. Das anzusehen, besonders wenn man den Buben von klein auf großgezogen hat, tut jedem Spinnenliebhaber einfach in der Seele weh...

Abhilfe schaffen - damit das Leben nicht "umsonst" war

Möglicherweise hast du Zuchtambitionen und ein passendes geschlechtsreifes Weibchen parat. Oder du knüpfst über Börsen oder Foren Kontakte zu anderen Haltern, die auf der Suche nach einem Männchen wie deinem sind - oftmals einigen sich die beiden Parteien dann gegen eine sogenannte "Kokonbeteiligung" auf das Überlassen des Männchens und der Bursche darf sein Glück bei einer Partnerin versuchen.

Glück spielt hier wirklich eine große Rolle - Wie du sicher weißt, enden nicht alle Paarungen oder Paarungsversuche gut für das Männchen. Es kommt immer wieder vor, dass das Weibchen ihren Partner vor oder nach der Paarung angreift und im schlimmsten Fall auch tötet. Dieses Risiko muss dir bewusst sein und du musst bereit sein, es einzugehen.

Was einem am Ende lieber ist, das Männchen auf seiner endlosen Mission Tag für Tag ein wenig mehr "eingehen" zu sehen oder zu riskieren ihn am Ende auf der Speisekarte eines Weibchens wiederzufinden, muss jeder für sich selbst entscheiden. 

Die Lebensspanne - Verantwortung für viele Jahre

Die meisten klassischen Einsteigerarten können bei guter Pflege wirklich sehr alt werden: Weibchen können sogar bis zu 30 Jahre alt werden! Für den einen ist das ein echtes Highlight, für andere vielleicht eher abschreckend.

Wer sich nicht direkt auf möglicherweise Jahrzehnte binden möchte, kann sich auch bewusst für ein bestimmtes Männchen entscheiden - wie gerade besprochen fällt deren Lebenserwartung deutlich kürzer aus, was den Einstieg in das wunderbare Hobby "weniger verbindlich" scheinen lässt. 

⚠️ Für mich ist an dieser Stelle jedoch eines sehr sehr wichtig!

Egal, wie lang oder kurz eure gemeinsame Zeit ausfallen mag, es handelt sich um ein Tierleben in deiner Obhut! 

Vogelspinnen bauen keine emotionale Bindung zu ihrem Halter auf und es wäre bis auf den Umzugsstress nicht weiter tragisch, das Tier doch wieder abzugeben - aber diese Einstellung ist für mich keine solide Basis, um sich für ein Haustier zu entscheiden.

🙏 Daher meine Bitte: Triff diese Entscheidung mit Bedacht - nicht aus Neugier, nicht spontan und nicht, weil du dir ein Tier wünscht, mit dem du nahezu keine Arbeit hast. 

Fazit für den Einstieg

Für welche Größe du dich entscheidest hängt von deinen persönlichen Präferenzen ab. Für meinen Geschmack sind stabile Tiere ab der 3. FH ideal, die ein eher langsames Wachstum an den Tag legen und dadurch auch eine meist höhere Lebenserwartung haben.

5) Newworld oder Oldworld?

Wenn du dich neu mit Vogelspinnen beschäftigst, wirst du schnell auf zwei Begriffe stoßen: New World und Old World - also Neue Welt und Alte Welt. Aber was genau bedeutet das eigentlich?

Zunächst erfolgt die Unterscheidung schlicht nach dem Herkunftskontinent der Tiere. Dabei gilt:

➡️ New World-Arten kommen aus Nord-, Mittel- und Südamerika

➡️ Old World-Arten stammen aus Afrika, Asien oder Australien

Doch die geografische Herkunft ist nur ein Teil der Geschichte und die Herkunft ist auch verhaltensbiologisch relevant für den angehenden Halter!

Bombardieren vs. Threatpose - Zwei Arten der Verteidigung

Vielleicht weißt du schon, dass manche Vogelspinnen ihr auffälliges Haarkleid nicht nur zur Zierde tragen - sondern auch zur Verteidigung! Und das ist kein Mythos: Einige Vogelspinnen besitzen Brennhaare oder urtikierende Haare mit denen sie sich bei Bedrohung effektiv zur Wehr setzen können.

Diese besonderen Haare finden sich ausschließlich bei New World-Arten, wenn auch nicht bei allen - auch hier gibt es Ausnahmen wie z. B. Tiere der Gattung Psalmopoeus. Old World Vogelspinnen haben allerdings gar keine Brennhaare und müssen stattdessen auf aktivere Verteidigungsmethoden setzen: Drohgebärden, blitzartige Flucht oder in letzter Instanz der Giftbiss. 

Beim klassischen Bombardieren, also der eigentlichen Verteidigung durch die Brennhaare, reibt die Spinne mit den Hinterbeinen in schnellen Bewegungen über ihr Abdomen und schleudert auf diese Weise die mikroskopisch feinen Härchen in die Luft.

Aktuell werden bis zu sieben verschiedene Arten von Brennhaaren unterschieden, aber nicht alle davon werden von der Spinne auch aktiv abgegeben: Brennhaare von Typ II, wie sie z. B. die Gattung Avicularia trägt, werden eher passiv bei Hautkontakt übertragen - die Spinne streckt ihrem Angreifer dabei den Hinterleib entgegen, bei Berührung kommt es zur Übertragung der Brennhaare.

📌 Schon gewusst?

Viele Tiere kleiden nicht nur ihren Höhleneingang, sondern vor allem ihren Häutungsteppich mit Brennhaaren aus! Diesen spinnt deine Vogelspinne mit ihrer Spinnseide meistens auf dem Boden oder dort, wo gerade Platz ist und legt sich während ihrer Häutung umgedreht auf die vorbereitete Fläche. Die Brennhaare schützen so vor Störenfrieden und Fressfeinden - für dich bedeutet das: Nach der Häutung extra vorsichtig sein beim Hantieren im Terrarium!

Häutungsteppich einer Vogelspinne nach der Häutung

 

⚠️ Wie gefährlich sind die Brennhaare?

Besonders unangenehm - was ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann - sind Brennhaare vom Typ III. Diese kommen z. B. auf Tieren der Gattung Theraphosa vor und fühlen sich wirklich wie Glaswolle auf der Haut an!

Wie bei fast allem gilt auch hier: Vorsicht ist der beste Schutz. Verwende beim Füttern oder bei Reinigungsarbeiten eine lange Pinzette und reize deine Spinne nicht unnötig - manche Exemplare sind zwar von Natur aus reizbarer und bombardieren selbst bei aller Vorsicht. Aber das sollte kein großes Problem sein, wenn du etwas umsichtig bist. 

Kommt es doch mal zu Kontakt, passiert außer einem unangenehmen Gefühl an der betroffenen Stelle meistens nicht viel. Nur in seltenen Fällen treten allergische Reaktionen auf.

Anders verhält es sich, wenn die Brennhaare in Augen, Mund oder Nase kommen! Dort können sie ernsthafte Reizungen verursachen, die im schlimmsten Fall ärztlich behandelt werden müssen. Wasche dir deshalb nach jedem Hantieren im Terrarium, auch mit einer Pinzette, grundsätzlich die Hände und berühre dich vorher nicht im Gesicht!

Mach dir aber keine allzu großen Sorgen; mit Respekt, Vorsicht und Hygiene bist du schon mal auf der sicheren Seite!

⚠️ Der "schlechte" Ruf der Oldworlds - verdient oder Vorurteil?

Die Attacke mit den Brennhaaren kann fies sein, keine Frage. Aber diese Funktion hat tatsächlich einen Vorteil für uns Halter! Selbst eine Spinne wägt in kritischen Situationen ihre Optionen ab: Ein Giftbiss mag effektiv sein, birgt aber auch ein höheres Risiko, denn dafür muss die Spinne sehr nah an ihren Gegner heran und könnte dabei selbst verletzt werden.  

Aus Spinnensicht erscheint die Abwehr mit den Brennhaaren doch als perfekte Alternative: Die Distanz bleibt gewahrt, der Angreifer wird auf Abstand gehalten und ist erst mal mit den Auswirkungen der Brennhaare in den gereizten Augen beschäftigt, während die Spinne in aller Ruhe das Weite suchen kann. Kosten-Nutzen-Abwägung vom Feinsten - oder?

Oldworlds fehlt diese Option, und sie gleichen das auf ihre Weise aus - und das tun sie wirklich, und wie! Viele von ihnen sind deutlich hektischer und wirken erheblich schneller als ihre lateinamerikanischen Kolllegen. Kleinste Erschütterungen versetzen sie in höchste Alarmbereitschaft und die Distanzen, die sie in Sekundenbruchteilen zurücklegen, sind beeindruckend!

Ist Flucht keine Option oder fühlt sich die Spinne in die Ecke gedrängt, wird nicht lange gefackelt: Sie stellt sich auf, präsentiert ihre anschaulichen Fangzähne und das leuchtend rote Mundfeld. Wer jetzt nicht aufpasst, ist selbst Schuld! Bei anhaltender Störung schlagen die Tiere blitzschnell mit den vorderen Beinpaaren nach dem Angreifer und wer es darauf anlegt und weiter bedrängt, muss mit dem Giftbiss rechnen. 

☢️ Wie gefährlich ist das Gift einer Vogelspinne für den Menschen?

Ob New- oder Oldworld: Alle Vogelspinnen sind giftig. Aber wie potent ist dieses Gift und wie bedrohlich ist es für uns Menschen tatsächlich? 

Den meisten Leuten ist die berüchtigte Schwarze Witwe ein Begriff und fast jeder weiß, dass sie gefährlich ist. Verglichen mit einer mächtigen Vogelspinne ist sie jedoch geradezu winzig - wenn eine so kleine Spinne schon Menschenleben fordern kann, muss eine Vogelspinne doch erst recht tödlich sein! Oder? Genau so scheinen viele zu denken. "Wenn du nur einmal nicht aufpasst, wirst du gebissen und stirbst!", hat man mir schon mit aufgerissenen Augen gesagt, als ich von meiner Haltung erzählte. 

In der Realität sind dokumentierte Todesfälle durch Vogelspinnenbisse extrem selten und fast immer auf die Folgen einer allergischen Reaktion und nicht auf die Giftwirkung selbst zurückzuführen. Bei Allergikern kann ein Biss einen anaphylaktischen Schock auslösen, ein akuter Notfall, der ohne schnelle medizinische Hilfe tödlich enden kann!

Eine weitere Gefahrenquelle sind Entzündungen und damit verbundene Sekundärinfektionen. Der Bisskanal ist schmal und das anschwellende Gewebe erschwert die Reinigung. Die Fangzähne sind mit einer Vielzahl an Bakterien besiedelt, die so unter die Haut gelangen. Der Biss kann also zu starken Infektionen mit schweren Krankheitsverläufen führen und sollte niemals auf die leichte Schulter genommen werden.

Und was ist mit dem Gift selbst? Bei den meisten lateinamerikanischen Arten ist die Wirkung mit einem Wespen- oder Bienenstich vergleichbar: unangenehm schmerzhaft und mit lokalen Rötungen und Schwellungen verbunden. Für gesunde Nicht-Allergiker aber nicht lebensbedrohlich. 

Oldworld-Arten, denen ja die Brennhaare fehlen, scheinen als Ausgleich potenteres Gift entwickelt zu haben. Nach Bissen werden stärkere Schmerzen, und allgemein heftigere Symptome wie Schweißausbrüche, Übelkeit, Kopfschmerzen und teils neurologische Symptome berichtet. Lebensgefahr besteht aber auch hier kaum - trotzdem sollte man im Zweifel immer ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen!

Die genaue chemische Zusammensetzung  des Vogelspinnengifts ist nicht gut erforscht. Die Forschung ist spärlich, da Vogelspinnen medizinisch keine große Rolle spielen, die tatsächliche Bedrohung für den Mesnschen ist viel zu gering - anders als bei Schlangen, Skorpionen oder hochgiftigen Spinnen wie Latrodectus oder Phoneutria. Aber eigentlich ist das ja auch eine gute Nachricht für uns, oder?

Poecilotheria - Ornamentvogelspinnen aus Indien und Sri Lanka

Eine Ausnahme bildet dabei allerdings die Gattung Poecilotheria. Das Gift dieser indischen Vogelspinnen gilt als deutlich wirksamer als das vieler anderer Arten, dokumentierte Bissberichte sprechen von langanhaltenden Schmerzen, Muskelkrämpfen und neurologischen Effekten. Belegte Todesfälle gibt es meiner Kenntnis nach jedoch auch keine und ein Gegengift ist nicht nötig - die Behandlung erfolgt symptomatisch und der Fokus liegt auf der Vermeidung von Infektionen. 

Abgesehen davon, dass die Tiere unglaublich schnell sein können und zu richtigen Sprüngen in der Lage sein sollen, fallen sie jedoch nicht durch gesteigertes Aggressionsverhalten auf. Halter berichten in der Regel relativ einheitlich, dass es sich um flinke, aber angriffsscheue Pfleglinge handelt, was ich durch meine eigenen Erfahrungswerte mit zwei Tieren der Gattung vorsichtig unterschreiben würde - etwas Erfahrung insgesamt mit Vogelspinnen und viel Vorsicht bei der Haltung sollte aber auf alle Fälle gegeben sein! In einigen deutschen Bundesländern ist die Haltung sogar gänzlich untersagt!

📌 Schon gewusst?

Auch medizinisch hoch relevante Giftspinnen wie die Schwarze Witwe, bei der übrigens nur die Weibchen für uns gefährlich sind, oder die Braune Einsiedlerspinne töten einen gesunden Erwachsenen nicht wie häufig angenommen innerhalb von Sekunden: Todesfälle entstehen meist dort, wo der Zugang zu medizinischer Versorgung nicht optimal oder erst gar nicht gegeben ist. Bei rechtzeitiger Behandlung erholen sich die Gebissenen nahezu ausnahmslos vollständig!

⚠️ Der Mythos der angriffslustigen Vogelspinne

Wichtig ist, einmal endgültig mit einem hartnäckigen Mythos aufzuräumen: Vogelspinnen werden niemals Jagd auf dich machen!

Ihre zahlreichen, aber nur schwach entwickelten Augen ermöglichen es ihnen nicht, dich als Ganzes zu erkennen, aber Vibrationen und Luftbewegungen lassen sie spüren, dass du für ein Beutetier viel zu groß und zu schwer bist. Du bist daher keine Mahlzeit, sondern eine potenzielle Gefahr. 

Berichte über zielstrebig auf Menschen zusteuernde Vogelspinnen sind zwar glaubhaft, haben aber nichts mit einer Racheaktion oder einem Angriff zu tun. Wer eine Spinne, gewollt oder ungewollt, in Panik versetzt, kann tatsächlich beobachten, dass sie hektisch in alle Richtungen zu flüchten versucht und dabei auch auf den Menschen zulaufen kann. Die einzige Absicht dahinter ist eine Flucht in Todesangst - die Spinne will nur ihr eigenes Leben retten. Verständlich oder?

Ein gezielter Angriff auf dich ist auch als Halter ausgeschlossen - dass dir deine Spinne aber mal panisch über die Hände sprintet, kann jedoch passieren.

Fazit für den Einstieg

Wer Vogelspinnen hält, trägt immer ein gewisses Risiko und das gilt genau so bei "freundlichen" Newworld-Arten. Die Gefahr, die vom Gift ausgeht, ist aber überschaubar. Hier gilt wieder: Handle umsichtig und mit Respekt vor dem Tier - dann bist du schon auf der sicheren Seite. Als Anfänger kann es strategisch klüger sein, sich mit ruhigeren, gelasseneren und weniger verteidigungswilligen Tieren zu befassen. Das schließt viele Oldworld-Arten eher aus und macht Newworld-Arten attraktiver für den Einstieg. Am Ende entscheidet jedoch die persönliche Präferenz und was man sich zutraut.

6) Die Lebensweise: Boden- oder Baumbewohner?

Die meisten im Hobby vertretenen Arten lassen sich grob in Bodenbewohner oder Baumbewohner einteilen. Und die Namen sind hier Programm:

✔️ Bodenbewohner leben am Boden, graben oft tiefe Gänge oder nutzen natürliche Verstecke wie Korkröhren, Rindenstücke oder Wurzeln

✔️ Baumbewohner pflegen eine arboreale Lebensweise, verbringen also den Großteil ihrer Zeit in erhöhter Position

Das wichtigste Kriterium bei dieser Unterscheidung: Die Wahl des passenden Terrarium!

Für Bodenbewohner gilt; mehr Grundfläche und weniger Höhe. Perfekt geeignet sind für solche Tiere die Happy Spiderling Basic Terrarien und Cubes. Viele Arten lieben eine dicke Substratschicht, aber nicht alle nutzen diese auch um zu buddeln.

Baumbewohner wollen mehr Fläche zum Klettern und benötigen weniger Grundfläche. Hier sind die Happy Spiderling Tower-Terrarien ideal: Durch die hohe Bauweise ist viel Platz nach oben und es ist dennoch ausreichend Bodenfläche vorhanden, um mit einer guten Substratschicht für ein stabiles Klima zu sorgen.

Ob sich für den Einstieg ein Boden- oder Baumbewohner besser eignet, hängt in erster Linie von deinem persönlichen Geschmack ab. In meiner gleich folgenden Top 5 Empfehlungsliste wirst du fast ausschließlich Bodenbewohner finden, schlicht weil mir diese Tiere am meisten zusagen und ich sie besonders faszinierend finde. Das bedeutet keinesfalls, dass Baumbewohner weniger spannend sind oder für den Einsteiger ungeeignet wären. Das ist einfach nur eine persönliche Kiste!  

🔚 Was kannst du konkret aus meinem Fazit mitnehmen?

Wir haben nun gemeinsam einen sehr intensiven Blick auf alle Merkmale geworfen, die für dich als zukünftigen Halter wichtig werden könnten. Welche Punkte du für dich mitnimmst, hängt ganz von deiner persönlichen Ausgangslage und deinen Erwartungen ab. 

Ich persönlich empfehle dir zum Einstieg eine Art mit ruhigem Temperament, unkomplizierten Haltungsbedingungen, einer gewissen Zeigefreudigkeit (oder der Aussicht darauf) und einem eher gemächlichen Wachstum.

Wenn du für dich die richtige Entscheidung triffst, wirst du auf jeden Fall viel Freude an deiner ersten Spinne haben 🕷💚

➡️ Nun kommen wir zur Artenempfehlung - Ich stelle dir fünf Arten vor, die meiner Meinung nach perfekt für deinen erfolgreichen Einstieg sind. Bereit?

Los geht´s!

 

🤍 Tliltocatl albopilosus - Kraußhaar Vogelspinne oder Curly Hair Tarantula

Tlitlocatl albopilosus Vogelspinne Aufnahme von oben

 

    Wir starten direkt mit einer umwerfenden       Schönheit. Die Kraußhaarvogelspinne fand ihren Einzug in unser wundervolles Hobby einst unter dem offiziellen Namen Brachypelma alboplisoum.

Im Zuge taxonomischer Überarbeitungen wurde sie dann der Gattung Tliltocatl, was frei übersetzt etwa "schwarze Spinne" bedeutet, zugeordnet. Die Erstbeschreibung geht auf den Arachnologen Carlos Valerio im Jahr 1980 zurück. 

Heimisch ist die anmutige Spinne in Nicaragua, Honduras und Costa Rica - tropisches Klima und hohe Luftfeuchtigkeit prägen die dortigen Lebensräume. T. albopilosus bevorzugt als Kulturfolger offene oder halboffene Flächen, wo sie in selbst gegrabenen Röhren ihren Unterschlupf baut. 

Das Markenzeichen von Tliltocatl albopilosus ist das flauschig gelockte Haarkleid, dem sie ihren liebevollen Spitznamen Curly Hair Tarantula verdankt. Ihr zotteliges Aussehen verleiht ihr ein fast niedliches Erscheinungsbild, das auch das Herz eines Spinnenphobikers erwärmen kann - Eine wahre Sympathieträgerin in der Terraristik!

Die Tiere gelten als ruhig, gelassen und äußerst gutmütig. Auch wenn sie sich anfangs gerne mal eingraben, werden sie mit zunehmendem Alter zeigefreudiger und sitzen oft entspannt und gut sichtbar im Terrarium.

Das Wachstum verläuft typischerweise entspannt, was sie für Einsteiger noch attraktiver macht. Die typischen Curly Hairs entwicklen sich erst nach mehreren Häutungen - der Weg dorthin ist spannend mit anzusehen! 

Spiderlinge und Jungtiere sind meist sehr günstig zu erwerben, europäische oder deutsche Nachzuchten werden häufig angeboten, sodass gänzlich auf Wildfänge verzichtet werden kann. 

Ich halte meine Curly Hairs allesamt bei Zimmertemperatur mit den natürlich gegebenen Schwankungen und konnte meine Exemplare damit erfolgreich großziehen! Für die Haltung gilt ein Temperaturbereich von 24 bis 27 Grad am Tag als optimal, nachts darf es auch auf 20-22 Grad abfallen. Da T. albopilosus einst der Gattung Brachypelma zugeordnet wurde und diese als besonders trockenheitsliebend gelten, wird die Art auch heute noch teilweise etwas zu trocken gehalten. Für mich hat sich eine halb-trockene Haltung mit leichter Grundfeuchte im Substrat (Achtung, kein Sumpf!) und einem feuchteren Spot, z. B. rings um den Wassernapf, sehr bewährt und den Tieren bekommt es gut. 

Persönlich hat Tliltocatl albopilosus für mich einen hohen emotionalen Wert. Sie hat meine Liebe zu den Achtbeinern endgültig entfesselt. Sie war nicht nur die erste Spinne, die ich je bewusst auf meine Hand habe laufen lassen, sondern auch diejenige, die mir zeigte, wie magisch die Nähe zu diesen Tieren sein kann – ein Zauber, der bis heute anhält, ganz ohne Wiederholung zu brauchen.

Wenn es also so etwas, wie eine "Seelen-Spinne" gibt, dann wäre sie mit Sicherheit die meine 🤍

 

💛 Grammostola pulchripes - Chaco Golden Knee Tarantula 

 

Grammostola pulchripes Vogelspinne vor ihrem Eingang im Terrarium

Auch die bezaubernde Grammostola pulchripes hat bereits einen Namenswechsel hinter sich. 1891 erfolgte die Erstbeschreibung durch den französischen Arachnologen Eugene Simon, der ihr den idyllischen Namen Grammostola aureostriata verlieh.

Den aktuellen Artnamen pulchripes kann man in etwa mit "mit schönen Füßen" übersetzen - ein Blick auf die strahlend gold-gelbe Zeichnung an den Beinen beweist; hier ist der Name wirklich Programm! 

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet dieser Art liegt in Paraguay und Argentinien, wo sie trockene Grassteppen und Savannen besiedelt und dort ihre Wohnhöhlen gräbt oder auch von anderen Tieren übernimmt. 

Insgesamt wird über die Haltung von Grammostola-Arten gesagt, dass sie besser mit niedrigeren Temperaturen umgehen können als mit höheren und da ist sicher auch etwas dran. Als Optimum gelten 22-26 Grad tagsüber und zwischen 18 und 20 Grad in der Nacht. Die Haltung sollte auch nicht ganz zu trocken gestaltet werden, das Substrat sollte also nicht komplett austrocknen. Ein regelmäßiges, punktuelles befeuchten und ein Mindestmaß an Grundfeuchte sind hier die beste Wahl, mit der ich alle meine Grammostolas sehr erfolgreich hochziehe.

Jungtiere leben meist stärker zurückgezogen als ältere Tiere. In der Terrarienhaltung zeigen sie sich ab einer bestimmten Größe meist recht selbstbewusst und lassen sich von ihren Menschen bestaunen. 

Zu bestaunen gibt es in der Tat einiges: Grammostola pulchripes beeindruckt nicht nur durch ihre Farben; sondern auch durch ihre Körpergröße. Sie gehört zu den mittelgroßen bis großen Arten und kann eine Körperlänge von bis zu 8 cm erreichen - wer auf große und massige Vogelspinnen steht, bekommt hier also definitiv etwas geboten. 

Trotz ihrer imposanten Erscheinung sind die meisten Exemplare typischerweise von hoch angenehmer Natur. Ein ausgeglichenes, ruhiges und sehr gutmütiges Verhalten ist für die Gattung Grammostola insgesamt charakteristisch (Achtung! Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel und Vogelspinnen können echte Diven sein ;) ). Sie bleiben meist gelassen und neigen kaum zu hektischem Verhalten oder heftigen Abwehrreaktionen. 

Als großer Verehrer der Gattung halte ich zahlreiche dieser Arten und kann mich nicht daran erinnern, auch nur einmal bombardiert worden zu sein - auch nicht beim Umsetzen oder wenn ich sonst mal "nervig" war. 

Grammostola pulchripes ist als Nachzucht regelmäßig verfügbar und gerade Jungtiere sind auch noch recht günstig. Das Wachstum kann als langsam eingestuft werden, dafür ist auch die Lebenserwartung der Weibchen sehr hoch, mehrere Jahrzehnte sind bei guter Pflege keine Seltenheit!

Alles in allem eine unglaublich schöne und empfehlenswerte Vogelspinne, die Einsteigern wie erfahrenen Haltern viel Freude macht. 

🖤 Grammostola pulchra - Brazilian Black Beauty

Grammostola pulchra Jungtier schwarze Vogelspinne

Wenn du es weniger schillernd, sondern eher schlicht magst, lohnt sich ein Blick auf eine andere Art der Gattung Grammostola: Grammostola pulchra überzeugt mit einer samtig schwarzen Färbung ohne weitere Zeichnung.

Doch nicht nur optisch macht diese Schönheit was her - wie Grammostola pulchripes hat auch ihre Gattungsschwester einen liebenswerten Charakter und meist jede Menge Geduld für ihren Halter im Gepäck.

Das friedliche und konfliktscheue Wesen machen Beißunfälle äußerst unwahrscheinlich und ab einer gewissen Größe lässt sich G. pulchra auch großzügig im Terrarium beobachten.

Die Erstbeschreibung erfolgte bereits 1921 durch Candido Firmino de Mello-Leitao, welcher ihr den Namen Grammostola pulchra verlieh. Der Name lässt sich vom lateinischen Wort pulcher für "schön" oder "hübsch" ableiten - absolut passend für das Tier!

Sie kommt vor allem in Uruguay, Brasilien und Argentinien vor und bevorzugt subtropische bis gemäßigte Zonen dieser Regionen und ist in offenen Gras- und Buschlandschaften zu finden. Die Haltung sollte also wie bereits bei G. pulchripes beschrieben weder zu trocken noch zu feucht gestaltet werden, ich halte meine "Pulchras" ohne weitere Wärmequelle bei Zimmertemperatur, als Optimum gelten auch hier 22-26 Grad am Tag oder 18-20 Grad in der Nacht. 

Wer sich außerdem intensiver mit der Gattung Grammostola beschäftigt wird erfahren, dass viele davon eine Diapause halten, eine Art Winterruhe, die man auch in der Terrarienhaltung durch Absenkung der Tagestemperatur und verkürzter Beleuchtungszeit simulieren kann. Wer Zuchtambitionen hat, kommt um diesen Vorgang in den meisten Fällen nicht herum, da die Diapause wohl den Fortpflanzungszyklus entscheidend beeinflusst und den Kokonbau überhaupt erst anregt.

Ob die Diapause in der reinen Haltung zwingend notwendig ist, bleibt umstritten. Bei mir verändert sich durch die jahreszeitlichen Schwankungen ohnehin die Raumtemperatur im Winter und da alle meine Tiere ausschließlich deutsche Nachzuchten sind und nie im natürlichen Habitat gelebt haben, habe ich bisher auf weitere Maßnahmen verzichtet und kann keinen objektiven Nachteil der Haltungsbedingungen erkennen - jedoch ermutige ich jeden, sich selbst umfassend zu informieren und dann zu entscheiden, wie man vorgehen möchte!

Grammostola pulchra stellt also abgesehen von einer optionalen Diapause, der Ruhe- oder Winterpause, keine besonderen Ansprüchen an ihre Haltung, wächst langsam, hat dafür aber auch eine hohe Lebenserwartung, wird mit fortschreitendem Alter zeigefreudiger und verfügt meist über ein sehr gelassenes Temperament.

Nachzuchten sind verfügbar, wenn auch phasenweise etwas schwieriger zu finden. Außerdem setzen viele Händler auch kleiner Spiderlinge preislich im etwas höheren Segment an, aber sie ist mit etwas Geduld und Recherche gut zu finden und immer noch zu normalen, handelnsüblichen Preosen zu erwerben.

Grammostola pulchra ist sowohl optisch als auch vom Charakter her als zuckersüß zu beschreiben und eine robuste, langlebige Spinne. Fazit: absolute Traum-Spinne!  

❤️ Brachypelma hamorii - Rotknie Vogelspinne

Brachypelma hamorii ex-smithi Vogelspinne

Die Rotknievogelspinne ist ein wahrer Klassiker unter den Vogelspinnen und wahrscheinlich die weltweit bekannteste Vertreterin dieser Tiere. Als Archetyp, wenn man an das Bild einer typischen Vogelspinne denkt, taucht sie sogar in überspitzt dargestellten Szenen aus Filmproduktionen auf. Ihr ruhiges, genügsames und konfliktscheues Wesen machen sie gemeinsam mit ihrer schönen und auffälligen Färbung zur idealen Besetzung! 

Dabei ging es tatsächlich in der Vergangenheit ganz schön wild rund um die niedliche Spinne zu: Lange Zeit war gar nicht klar, dass es sich bei den "Hamoriis" um eine eigenständige Art handelt und sie wurde der Art Brachypelma smithi zugeordnet - Daher kann es auch vorkommen, dass die Art auch heute noch unter dem Zusatz "ex Smithi" vermarktet wird.

Die beiden Arten ähneln sich optisch enorm und die charakteristischen Unterscheidungsmerkmale sind nur für Experten sicher erkennbar. Einfacher lassen sich die beiden Arten in puncto Herkunft unterscheiden: B. hamorii lebt an der mexikanischen Pazifikküste, während B. smithi hauptsächlich im Bundesstaat Guerrero beheimatet ist.

B. hamorii bewohnt dort trockene, dornige Buschlandschaften und Halbwüsten und versteckt sich in selbst gegrabenen Höhlen oder unter Wurzeln und Steinen. Die optimale Brachypelma Haltung wird also allgemein als eher warm und vor allem trocken angesehen. Temperaturbereiche strecken sich von 24-28 Grad bei Tag und können nachts auf 20-22 Grad gesenkt werden.

Die Haltung sollte in der Tat nicht zu feucht sein, erfahrungsgemäß muss das Substrat aber auch nicht vollkommen ausgetrocknet sein, die Tiere profitieren von einem Wassernapf und regelmäßig befeuchteten Spots, z. B. indem man beim Befüllen des Wassernapfs einfach das Wasser überlaufen lässt. 

Der Arachnologe Andrew Smith übernahm die Erstbeschreibung 1997 und grenzte auch die beiden Arten voneinander ab. Diese Trennung wurde später durch weitere Studien und genetische Analysen gestützt und bestätigt. Ein echter Meilenstein in der Spinnenforschung!

Leider wird auch in der Terraristik nicht immer ehrlich gearbeitet. B. smithi wird zu höheren Preisen gehandelt und es kommt vor, dass Tiere der Art B. hamorii fälschlicherweise als B. smithi verkauft werden, sei es aus Unwissenheit oder bewusster Täuschung heraus. Beim Erwerb von "echten" Smithis lohnen sich eine kritische Prüfung und genaues Hinsehen also doppelt!

Außerdem solltest du als Halter wissen, dass alle Vertreter der Gattung Brachypelma unter internationalem Artenschutz stehen und gemäß dem Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) nur als Nachzuchten legal erworben und gehandelt werden dürfen. 

Was sich erst mal ernüchternd anhört, ist in der Praxis relativ unkompliziert: Seriöse Händler stellen dir beim Verkauf automatisch einen Herkunftsnachweis aus und das wars eigentlich schon. Um auf Nummer sicher zu gehen kannst du aber auch die genauen Regelungen deines Bundeslandes vor dem Kauf recherchieren. 

Als Terrarientier ist Brachypelma hamorii ein Traum. Die gesamte Gattung ist, wie auch Tliltocatl und Grammostola, sehr spannend für Neulinge wie Erfahrene, aber B. hamorii hat für mich nochmal einen ganz besonders einladenden Charakter und diese Erfahrung scheine ich mit vielen anderen Haltern auch zu teilen. 

Brachypelma ist als Gattung insgesamt spannend für alle Interessierten - B. hamorii bringt einfach alle "Vorteile" einer Haustier-Vogelspinne auf den Punkt und eignet sich ideal!


💙 Caribena versicolor - Martinique Baumvogelspinne

Caribena versicolor Vogelspinne

Die bisher vorgestellten Arten waren allesamt Bodenbewohner. Als Ausgleich stelle ich hier das ultimative Juwel der Baumbewohner vor: Caribena versicolor.

Die überwiegend auf der Karibikinsel Martinique beheimatete Vogelspinne lebt endemisch in feucht-warmen Küsten- und Regenwaldgebieten, wo sie ihre Gespinste hoch oben in Sträuchern oder Bäumen baut.

C. versicolor wurde im Jahr 1837 durch den französischen Arachnologen Charles Athanase Walckenaer entdeckt und erstbeschrieben, damals noch unter einem anderen wissenschaftlichen Namen. Den heutigen Artnamen versicolor, was mit "bunt" oder "mehrfarbig" übersetzt werden kann, trägt die Spinne absolut zurecht! 

Schon die Spiderlinge beeindrucken mit einer blauen Grundfarbe und dunkler Zeichnung auf dem Abdomen. Die Umfärbung nach einigen Häutungen ist spektakulär: Der Carapax schimmert metallisch grün  und das Abdomen ist mit leuchtend roten bis violett getönten Haaren besetzt. 

Die Art wurde einst der Gattung Avicularia zugeordnet. Im Jahr 2017 wurde die Unterfamilie Aviculariinae umfassend durch Fukushima & Bertani revisioniert, so entstand die neue Gattung Caribena. Gemeinsam mit Caribena laeta bildet Caribena versicolor die gesamte Gattung Caribena (Stand: August 2025). 

Wie die meisten Baumbewohner baut auch C. versicolor ein stark gesponnenes Wohnröhrensystem in höher gelegenen Bereichen, im Terrarium genügt meist eine vertikal platzierte Korkröhre, gerne in Kombination mit echter oder künstlicher Bepflanzung, die mit in den Bau integriert wird. Die Art ist dennoch recht gut sichtbar und geht bei ausreichend Hunger auch motiviert ans Futter. 

Das Gemüt der Martinique-Baumvogelspinne kann als friedfertig und scheu beschrieben werden. Verteidigungsbisse sind extrem selten, das Tier zieht immer die Flucht vor oder präsentiert das mit Brennhaaren besetzte Abdomen. Im Notfall schießt C. versicolor auch schon mal mit Kot. Insgesamt sind die Tiere bei guter Eingewöhnung aber nicht übermäßig schreckhaft und oft zu sehen. Ein wahres Schmuckstück im Terrarium!

Einen kleinen Haken gibt es jedoch: Die Haltung, oder viel mehr die Aufzucht, gilt wie bei vielen Vertretern der Aviculariinae als heikel. Zu trockene Haltungsbedingungen werden ebenso wenig vertragen wie ein Übermaß an Feuchtigkeit, Staunässe muss sowieso um jeden Preis vermieden werden, da das eine tödliche Verpilzung zur Folge haben kann. Die Parameter müssen daher genau ausbalanciert werden, was nicht nur Einsteigern Schwierigkeiten bereiten kann. Verluste in der Jungtierphase sind keine Seltenheit...

Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, nachdem ich anfangs zwei Tiere verloren hatte und das Thema Caribena und Avicularia für mich eigentlich abhaken wollte, stieß ich in einem sehr empfehlenswerten Schweizer Vogelspinnenforum auf einen simplen, aber genialen Tipp: Die Spiderlinge werden auf einem Substrat aus Seramis, also Blähton, großgezogen. Bei Bedarf wird das Seramis neu befeuchtet, was an der Farbe des Materials einwandfrei zu erkennen ist. Ich habe es ausprobiert und was soll ich sagen: Dieser Haltungstipp war mein Gamechanger! Ich habe seither zahlreiche Avicularia und Caribena ohne Verluste bis in die Adultreife gebracht! 

Die Tiere mögen es mit 24-27 Grad etwas wärmer, was sich mit einer leichten Wärmelampe oder Heizröhre auch mit niedriger Wattzahl gut bewerkstelligen lässt, vor allem, wenn die Raumtemperatur nicht sonderlich niedrig ist.

Wer diesen Aspekt berücksichtigt, sich entsprechend vorbereitet und informiert, kann mit dieser Vogelspinne richtig glücklich ins Hobby starten - sie bringt definitv alles mit, was das Herz begehrt.

Und wie sieht es mit den Old World´s aus?

Alle vorgestellten Tiere gehören in die Gruppe der New Worlds. Wer sich den Abschnitt über die Unterschiede zwischen New und Old World durchgelesen hat, kann sich sicher denken, warum sich die hier ausgesprochenen Empfehlungen eher auf Vertreter der Neuen Welt konzentrieren. 

Da ich aber niemandem abprechen möchte, direkt mit einer Old World-Vogelspinne in die Haltung einzusteigen, habe ich auch hier zwei Empfehlungen, falls es zum Start ins Hobby unbedingt eine solche sein soll. Beide Arten sind optisch spektakulär, relativ robust, nicht übertrieben anspruchsvoll und eher defensiv als offensiv.

🤎 Idiothele mira - eine Zwergvogelspinne mit faszinierender Lebensweise!

Idiothele mira Old World Vogelspinne aus Afrika

Idiothele mira wird im englischsprachigen Raum auch als "Blue-foot Baboon Tarantula" bezeichnet und das hat auch einen plausiblen Grund. 

Die hübsche Zwergvogelspinne aus Südafrika hat eine umwerfende goldene Zeichnung auf Abdomen und Carapax und eine metallisch-blaue Färbung an den unteren Beinsegmenten - Daher auch der englische Trivialname!

Idiothele mira überzeugt nicht nur durch ihr schickes Aussehen, auch ihre Lebensweise ist einzigartig und spannend: statt einfacher Wohnröhren baut sie Falltüren, unter denen sie auf herannahende Beute lauert. Oft sieht man in der Abenddämmerung die kleinen blauen Füßchen gerade so unter der Falltüre herausragen und weiß, es ist Zeit für eine Fütterung! 

Die Temperaturen dürfen gerne etwas höher gewählt werden und sollten zwischen 24 und 28 Grad über Tage liegen, nachts darf es eine Absenkung auf ca. 20 Grad geben. Besonders wichtig für die Haltung ist eine ausreichend hohe Substratschicht - sie benötigt mindestens 15-20 cm Substrat, um ihr natürliches Verhalten ausleben zu können! 

Gemäß ihres natürlichen Wohngebiets in Savannen- und Buschlandgebieten mag es I. mira gerne trocken. Das Substrat sollte grabfähig sein und darf gerne punktuell gegossen werden, ein Wassernapf kann nützlich sein, wird aber nicht unbedingt genutzt - einach mal anbieten wird sich also bewähren!

Bei Idiothele mira handelt es sich um eine vergleichsweise junge Art in der wissenschaftlichen Literatur. Die Erstbeschreibung erfolgte 2010 durch Gallon, sie wird der Familie der Theraphosidae zugeordnet und gehört in die Unterfamilie der Harpactirinae; zu der auch andere afrikanische Bodenbewohner gehören, die oft auch über ein kräftiges Gift verfügen. 

Obwohl I. mira für eine "Afrikanerin" sehr konfliktscheu und eher defensiv ist, sollte also dennoch mit der nötigen Vorsicht an die Haltung gegangen werden. Nichts desto trotz kann sie blitzschnell agieren! Mit einer Körperlänge von 3-4 cm bei adulten Weibchen ist es eine eher kleine Spinne, die aber nicht unterschätzt werden sollte!

Die meiste Zeit ihres Lebens verbringt I. mira in ihrer Wohnröhre. Du wirst sie beim Lauern und Fangen ihrer Beute beobachten können, dass sie frei im Terrarium sitzt und sich bestaunen lässt, wird aber wahrscheinlich eher selten der Fall sein.

Wenn du damit gut zurechtkommst und ein Herz für eine kleinere, aber dafür umso spannendere Vogelspinnenart hast, könnte I. mira genau die Richtige für dich sein!

💙 Chilobrachys natanicharum ex "sp. Electric Blue" - eine asiatische Oppertunistin

Chilobrachys sp. Electric Blue

Vorweg: Ich liebe asiatische Vogelspinnen! Für mich gehören jene Vertreter zu den Exemplaren, die mich optisch am meisten faszinieren, ohne den anderen ihre Schönheit absprechen zu wollen. 

Warum ich dennoch viel weniger von ihnen halte als lateinamerikanische Arten, liegt an ihrer echt heftigen Schnelligkeit, die fast schon gruselig ist. Wann immer ich meine "Asiaten" umsetzen oder einpflegen muss, bin ich hinterher richtig "platt", weil es ein kräftezehrender Akt sein kann, die nicht gerade kooperationsbereiten Spiderlinge, denen man scheinbar das Teleportieren beigebracht hat, sicher in ihre vorbereitete Box zu schaffen. 

Zum Glück gibt es aber auch unter ihnen etwas leichter zu händelnde Arten wie z. B. Chilobrachys natanicharum, eine aus Thailand stammende Art, die jahrelang unbeschrieben unter dem Zusatz "Electric Blue" im Hobby gepflegt wurde. 

Die Lebensweise kann durchaus als opportunistisch beschrieben werden, sie bewohnt Baumhöhlen als auch terrestrische Bauten. Im Hobby wird sie meist als klassische Bodenbewohnerin gepflegt. 

Die Gattung Chilobrachys wurde 1892 von Karsch beschrieben, die eindeutige Zuordnung zur Gattung als Chilobrachys natanicharum erfolgte aber erst 2023 durch Chomphuphuang, Sippawat, Sriranan, Piyatrakulchai und Songsangchote. Dennoch hat der etablierte Trivialname "Electric Blue" nicht gelogen: Je nach Lichteinfall leuchten die vorderen Beinpaare sowie Pedipalpen in strahlenden Blau- und Violetttönen. 

Charakterlich ist und bleibt C. natanicharum eine waschechte asiatische Vogelspinne, extrem flink und leicht aufzuschrecken und sie verfügt vermutlich auch über ein potenteres Gift. Dennoch verhält sie sich meist defensiv und seltener direkt aggressiv. Aber Vorsicht: Ewig lange reizen lässt auch sie sich nicht!

Gattungstypisch wird das Terrarium oder die Aufzuchtbox stark zugesponnen und die meiste Zeit verbringt C. natanicharum in ihrer Wohnröhre. Dennoch lässt sie sich ab einer bestimmten Größe eigentlich häuig beobachten und der Anblick lohnt sich definitiv! Sie bevorzugt eine feuchtere Haltung und toleriert Temperaturen zwischen 21 und 26 Grad, wobei es auch Berichte über Haltungen bei bis zu 29 Grad gibt. 

Chilobrachys sp. Electric Blue oder natanicharum ist eine echte Alternative für alle, die lieber mit einer Old World ins Hobby starten möchten!

Ich bedanke mich für deine Aumerksamkeit und hoffe, dieser ausführliche Artikel konnte dir bei deinen Fragen helfen oder war zumindest interessant! Falls ja freue ich mich sehr über eine Weiterempfehlung und wünsche dir viel Freude mit unserem Hobby!

 



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

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